Piraten! 2

Allmählich überkam Vanessa die Langeweile. Außerdem schien man sie vergessen zu haben, denn niemand brachte ihr wie versprochen ihr Essen. Gerade als sie Aufstand, setzte sich das Schiff mit einem Ruck in Bewegung, sie strauchelte, konnte sich aber noch an einem Tisch abfangen. Na, diese Fahrt ging ja schon mal gut los.

Sie warf sich ein dreieckiges Tuch über ihre Schultern und ging zur Türe. Entschlossen drückte sie die Klinke hinunter. Verbot hin oder her, sie würde nicht in dieser Kabine versauern und vielleicht konnte sie ja unterwegs etwas zu Essen aufgabeln. Etwas Hunger hatte sie tatsächlich.

Sie schlüpfte hinaus auf den Gang. Sie wusste nicht, wie viele von den Matrosen überhaupt von ihrer Anwesenheit wussten, aber es war ihr auch egal. Sollen sie es ruhig wissen und sollte ihr Vater sie erwischen, dann gab sie einfach wieder das unschuldige und etwas verzogene Gör, als das er sie kannte.

Sie ging also durch die Gänge, erntete den ein oder anderen Blick eines verwirrten Matrosen… und auch noch so einige andere Blicke – man sollte meinen wenigstens die Männer der Marine hätten anstand – ließ sich davon aber nicht beirren. //Dieses Schiff ist so riesig… dabei will ich nur etwas essen und ein bisschen nette Gesellschaft.//

Say saß auf dem Boden und lehnte mit dem Rücken an einem Baumstamm, den Kopf gesenkt und die Hände vors Gesicht geschlagen. Ihr Haarband hatte sich gelöst und so schwangen ihre Locken im Wind hin und her. Sie fühlte sich elendig und hin- und hergerissen zwischen dem Wohl ihrer Mannschaft und dem ihrer kleinen Schwester.
Sie hörte ein Knacksen im Unterholz und hob den Kopf. Doch es war nur Rowan, der sie vermutlich suchte, damit sie gemeinsam jagen gehen konnten. Nur wenn er weiterhin so einen Krach machte, würde er das gesamte Wild verjagen und das würde die ganze Sache erschweren. Außerdem fragte sie sich, ob sie nicht den jungen Vampir, Alec, mitnehmen sollten. Er hatte sich für einen Frischling zwar sehr gut unter Kontrolle, aber man konnte nie wissen, wie man am Beispiel Rowans gesehen hat.
Sie stand langsam auf und bewegte sich in seine Richtung, nach wenigen Schritten hatte sie ihn erreicht. "Hey." meinte sie leise.


Koru runzelte leicht die Stirn, als alle plötzlich im Dickicht des Waldes verschwanden. Er hielt es nicht für sehr ratsam, dass sich die gesamte Crew auf einmal auf der gesamten Insel verteilte. Aber sie mussten wissen, was sie taten. Als er darauf wartete, was die Übrigen tun würden, knurrte sein Magen hörbar. Er blickte sich um. Fragend schaute er zu Altea, er war noch nicht so oft hier auf der Insel gewesen und kannte sich noch nicht so sehr damit aus, wo man gutes Essen fand.

„Say?“ Rowan sah sie unsicher an, legte seinen Arm um ihre Schulter und zog sie zu sich. Sie wirkte gerade so zerbrechlich und fein, dass er das Gefühl hatte sie mit einer festen Geste zerbrechen zu können.
Ihr ging das Mit Jaley viel näher als den anderen Crew Mitgliedern, so verstört hatte er sie nicht einmal nach der Schlacht und Mareks Tod erlebt. Es tat ihm weh sie so zu erleben, Trauer bei sich selbst oder Leuten die einem gleichgültig waren, waren eine Sache, bei geliebten Menschen eine ganz andere.
„Was ist mit Jaley?“ Ich lockerte meinen Griff ein wenig, hielt sich allerding immer noch umschlossen, nur so dass sie problemlos aufblicken könnt und strich ihr eine Strähne aus dem aufgelösten Gesicht. Vielleicht kannte sie Jaley ja schon vor ihrem eigentlichen Treffen, aber selbst dann müsste sie ihr sehr nah gestanden haben um so eine Reaktion auszulösen oder die Situation erinnerten sie einfach nur an etwas.

Sie war froh das Rowan da war und schling ihre Arme um ihn, um sich an ihn zu lehnen. Auf seine Frage wusste sie nicht so recht was sie antworten sollte. Einerseits wollte sie es ihm erzählen, anderer seits befürchtete Say, dass sie dann völlig die Fassung verlor und wer weiß was tun würde. Sie hielt den Blick gesenkt und schüttelte den Kopf. Er würde es früher oder später sowieso erfahren, außerdem hatte er gerade erst seine Schwester verloren und sie wollte ihm in dieser Hinsicht nicht zu nahe treten. "Später." Sie hauchte das Wort nur, doch wusste sie, dass Rowan es hören würde.
"Lass uns jetzt ersteinmal jagen gehen." Sagte sie nun etwas lauter und wartete keine Antwort ab. Sie nahm seine Hand und zog ihn sanft hinter sich her, den Rücken zu ihm gewandt.

Altea sah zu Koru und schmunzelte. "Wir sollten uns auch mal so langsam daran machen uns zu stärken." Sie stand auf "Koru begleitest du mich?"

"Klar, gern." Koru lächelte und stand auf, um Altea zu folgen. Nach kurzer Zeit waren sie so weit vom Lagerfeuer entfernt, dass die Dunkelheit sie komplett umfing. Er vertraute Altea voll und ganz, dass sie wusste, wohin sie gingen. Trozdem nahmen seine schwarzen Augen die Umgebung genau war. Beschlichen von einem unangenehmen Gefühl strich er sich mit der Hand über die Wunde an seiner Schulter.

Sie lief durch das Geäst als hätte es sich in den letzten Jahren in denen sie weg waren nicht verändert. Sie kannte die Insel und jedes noch so kleine Eck von ihr. Es würde etwas dauern bis sie an die geeigneteste Stelle kamen um mit der Suche zu beginnen. Sie sah zu Kuro, ihren Augen waren in der Dunkelheit nicht ganz so gut wie seine aber dennoch sah sie das er sich irgentwie unwohl fühlte "Ist alles inordnung?" fragte sie sanft.

"Ja, schon." antwortete er auf Alteas Frage. "Ich war nur noch nicht so oft hier. Außerdem mag ich es nicht so, wenn sich alle auf der gesamten Insel verteilen." Er zuckte leicht mit den Schultern.

Sie wuschelte ihm durch die Haare und schmunzelte "Keine Sorge du wirst die Insel schon noch richtig kennenlernen und um die anderen brauchst du dir hier keine Sorgen zu machen." Altea ging mit Kuro noch ein Stück bis sie stehn blieb. Durch das Blätterdach der Bäume drang nur leicht das Licht aber man konnte trotzdem die umrisse kleinerer Fläschen, oder mehr kleinerer Beete, sehen. "Weist du die Insel hat eine perfekte Lage was das Wetter angeht, hier wächst so gut wie alles"

"Hey." Er schmunzelte, als er seine Haare wieder richtete. Als Altea stehen blieb, tat Koru es ihr gleich. Er entdeckte einige Beete, auf denen verschiedene Sachen wuchsen. "Okay." meinte er auf ihre Erläuterungen. "Und woran erkennen wir jetzt, was wir schon ernten können?" fragte er. Obwohl es schon dämmerte, war es immer noch ziemlich dunkel.

"Nun einiges Erkennt man an der Farbe oder am Geruch aber bei manchen Sachen muss man einfach auf sein Gefühl vertrauen und ausprobieren." Sie ging zu einem der Sträucher. "Bei den Tomaten hier muss man, wenn man sie sieht, am ehesten auf die Farbe achten wenn sie noch etwas grün sind sollte man sie noch hängen lassen. Da wir uns noch auf unsere Nasen verlassen müssen merkt man ob sie Reif sind an ihrem Geruch."

Am dunklen Horizont erschienen kleine Wolken. Die ersten Anzeichen dafür, dass sie sich einer Insel näherten.
Die Dauntless war nun schon einige Zeit auf See unterwegs und die Matrosen schienen müde aufgrund der langen Nacht, die sie auf See verbracht hatten. Doch nun begann sich auf Deck wieder etwas Leben einzustellen. Auch die Sonne würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Das Timing war perfekt!
James war immer noch unter Deck und unterhielt sich mit dem Piratenmädchen. Sie schien wenig interessiert an jeglicher Form einer Unterhaltung, doch das ließ ihn nicht stoppen. Zu aufgeregt war er, dass sie bald die Insel erreichen würden.
"Ich werde dich jetzt kurz alleine lassen... Wir sind bald da! Aber keine Angst, ich werde dafür sorgen, dass man sich um dich kümmert...", sprach James zu Jaley mit einem Lächeln auf den Lippen. Er öffnete die Tür und winkte die zwei Marinesoldaten heran, die vor der Kabine Wache gehalten hatten. Sie waren es auch gewesen, die Jaley zuvor hier her transportiert hatten. "Passt gut auf sie auf! Ich brauche sie noch!" Die Soldaten nickten und traten in den Raum.
James ging fröhlich summend durch den Gang in Richtung Deck.

Er nickte auf Alteas Worte hin und begann die fertig gereiften Früchte aufzusammeln. Nach einigen Minuten hatte er schon eine betrachtliche Mene gesammelt und hoffte, dass auch alle davon genießbar waren. Fragend schaute er zu der Dämonin, die ebenfalls schon einiges zusammen getragen hatte.
"Ich würde sagen, das reicht erstmal." Der Werpanther schaute in den Himmel, an dem sich nun erste Sonnenstrahlen abzeichneten und die Insel und alles darauf in ein sanftes Licht tauchte. "Wollen wir dann zurück zu den anderen? Nicht, dass sie uns noch einen Hungertod sterben." meinte er und verzog die Lippen zu einem verschmitzten Lächeln.

Sie lachte leicht bei dem Gedanken "Ich glaube zwar nicht das das so schnell passierend wird aber ja wir sollten zurück." nickte sie und ging voran.

„Wir könnten sie auch zu zweit holen, wenn du möchtest“ meinte Rowan etwas leiser, obwohl sie schon von ihm abgewandt lief, ihn hinter sich her ziehend. Soweit er es von den anderen mitbekommen hatte war diese Insel wohl vollkommen unbekannt und auch dementsprechend sicher für die restliche Crew um sich zu erholen.
Er war bisher noch nie an die Grenzen seiner vampirischen Ausdauer gestoßen und wenn es sie überhaupt gab, lag sie ziemlich hoch. Es war sehr wahrscheinlich, dass Say und er wohl die gesamte Strecke, die sie mit dem Schiff hergefahren waren, auch schwimmend zurücklegen könnten, ohne das riesige Piratenschiff würde niemand ihre Ankunft bemerken. Zu zweit und in aller Heimlichkeit wäre es ein leichtes in das Quartier der Marine einzudringen, das Mädchen zu befreien und mit einem kleinen gestohlenen Schiff zu fliehen, bevor es bemerkt wurde. Ihre Abwesenheit würde der Crew kaum schmerzen und mit ihrer Rückkehr wäre sie wieder gestärkt genug um von der Insel aufzubrechen.
„Es liegt an dir, wenn du möchtest können wir schon nach der Jagd aufbrechen. Nur wenn sollten wir besser die Crew benachrichtigen. Er lächelte breit und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf den Nacken. „Aber ein vorheriges Mahl will ich mir nicht entgehen lassen“

Kenshi lag immer noch benebelt am Boden. Er war nun wach, aber zu schwach sich weiter fortzubewegen. Er konzentrierte sich auf seinen viel zu schwachen Herzschlag. Er musste seinen Kreislauf irgendwie wieder in Schwung bringen und Wasser finden. Hörte er da nicht jemanden reden? Hörte er Schritte? War er wahnsinnig geworden? "Hallo?", krächtzte er hervor und schaffte es, sich abermals sich etwas aufzurappeln. Er kroch zu einem nahen, umgestürzten Baum und lehnte sich daran. "Ist hier jemand?"

Koru blieb abprubt stehen und spitze seine Ohren. Hatte er da etwas gehört? Es klang wie ein Rufen. Kurz darauf wieder. "Hast du das gehört?" Er drehte sich unsicher zu Altea um. In seiner Menschengestalt hörte er bei weitem nicht so gut, wie in seiner Panthergestalt. Er schaute sich um, sie waren nicht weit vom Meer entfernt, denn er hörte die Wellen an das Ufer schlagen. Unsicher schaute er sich um.

"Wie?" Altea sah ihn kurz verdutzt an aber wenn sie so darüber nachdachte was der Jüngere gesagt hatte, nickte sie "Jetzt wo dus sagst ja, auch wenn meine Ohren bei weitem nicht so gut sind wie deine." Sie hoffte inständich das es niemand von der Marine war, sie würde das nicht durchstehen. Sicher sie konnte sich im Notfall verwandeln aber sie beherschte diese Gestalt von ihr nicht und besonderst wohl fühlte sie sich in ihr auch nicht. "Wir sollten nachsehn, selbst auf die gefahr hin das es die Marine sein könnte."

"Nein, ich glaube nicht, dass es die Marine ist." Meinte er und lief in die Richtung, aus der er die Stimme vermutete. Mit einer Hand riss er ein großen Blatt von einem der Bäume und legte es auf den Boden, um die Früchte in seinen Armen darauf zu legen. Koru wartete kurz auf Altea, bevor er sich weiter einen Weg zum Strand bahnte.

Say lies sich die Worte Rowans durch den Kopf gehen. Einerseits war diese Idee durchaus verlockend, sie brauchten durch ihr Vampirblut nicht so lang wie die anderen um sich zu regenerieren. Andererseits war sie nun Kapitänin und müsste eigentlich für ihre Crew da sein, vorallem jetzt. "Ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee wäre im Moment." meinte sie leise. "Lass uns erst einmal etwas jagen, wenn der Durst gestillt ist, kann ich besser nachdenken."

Kensi sah sich um, so gut es ihm sein Zustand erlaubte. Ja, das waren eindeutig menschliche Stimmen. Hoffentlich waren sie ihm wohlgesonnen. Er hatte all seine Waffen im Meer verloren, nicht, dass er wirklich in der Lage gewesen wäre sich noch großartig zu verteidigen. "Ich bin hier!", krächtze er so laut er konnte. Bitte, lass es Leute sein, die auch bereit sind mir zu helfen. Er wusste nicht, wehn er gerade befehte, aber egal, einzig und allein dieser Gedanke beschäftigte ihn noch... und der an seinen verstorbenen Freund.

Sie legte ihre Sachen ebenfals auf das Blatt und folgte Koru in richtung des Strandes. Wieder ertönte eine Stimme, sie klang schwach, erschöpft. Altea gefiehl das ganze nochimmer nichtr so recht auch wenn sie mit sehr großer warscheinlichkeit niemanden von der Marine antreffen würden.

Koru blieb abprubt stehen, als er den Mann angelehnt an dem Baumstamm sah. Er schaute sich um, ein Boot war nirgends zu sehen, auch hörte er keine anderen Leute. Obwohl er nicht das Gefühl hatte, dass es sich hier um die Marine handelte, man konnte nie wissen, wann man in einen Hinterhalt gelockt wurde. Doch es war anscheinend niemand anderes hier, sodass Koru langsam auf den Mann zuging, die pechschwarzen Augen fest auf ihn gerichtet. Er schaute kurz hinter sich, zu Altea, bevor er begann zu sprechen. "Hast du ebend gerufen?" Er stand nun vielleicht noch fünf Schritte von ihm entfernt.

Kenshin brachte nur noch ein Nicken zustande, er wollte nicht mehr sprechen um seine Kräfte zu schonen. Die beiden Leute sahen ihn skeptisch an, als erwarteten sie jederzeit einen Angriff. Offenbar war er nicht gerade zum günstigsten Zeitpunkt hier gestrandet - nicht, dass es zum stranden wirklich günstige Zeitpunkte gäbe.
Er hoffte nur, dass diese Leute ihm helfen würden. Er brauchte doch nicht viel - nur etwas Wasser und einen Ort, an dem er sich gefahrlos für ein, zwei stunden hinlegen konnte um zu schlafen. Bewusstlosigkeit erschöpfte, obwohl man nichts tat, fühlte man sich danach immerzu wie gerädert.

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Vanessa streunte weiter durch das Schiff. Sie war genervt, ihr war langweilig und sie hatte sich verlaufen. Da hörte sie die Stimme ihres Vaters. //Verdammt!//
Er hatte ihr ausdrücklich gesagt, sie sollte in ihrer Kabine bleiben und der Stimme nach zu urteilen kam er näher! Sie musste sich verstecken nur wo? Sie hastete den Gang entlang und schlüpfte bei der nächstbesten Tür hinein.

Altea musste den Mann nur kurz ansehn um festzustellen das er keinerlei gefahr darstellte. Sie ging ohne großes zögern auf ihn zu um ihn genauer zu betrachten. Die Erschöpfung war ihm mehr als nur ins Geschicht geschrieben aber trotzdem würde sie ihm nicht ohne weiteres helfen. "Bevor wir dir helfen möchte ich eins wissen; Auf welchem Schiff warst du zuletzt?"

Kenshi schluckte, seine Lieder flatterten leicht. "Ann-Lucilla", sagte er gerade laut genug, dass man ihn verstehen konnte.