Weit, weit weg

"Wo warst du?", sagte ihr Vater mit wütender aber auch gleichzeitig besorgter Stimme. "Du kommst sofort mit und bekommst sogleich Hausarrest!" Was überhaupt keine Strafe war, wenn man bedenkte, dass Mandy in ihrem neuen Zimmer eine Minibar, einen Flachbildschirm, mehrere Konsolen und andere hochmoderne Gerätschaften stehen hatte.

"Ayani?" konnte das Nekomädchen plötzlich eine besorgte Stime neben sich hören. "Oh... Ayashi..." sagte Ayani und drehte sich zu ihrem älteren Bruder um. "Ich habe dich nicht kommen gehört." Der ältere grinste. "Nun... mal was neues..." meinte er und strich sich durch die braunen Haare. "Schon was herausgefunden?"

Sie ließ sich von der Lichtung führen. Bei jedem Schritt tauchte das Gesicht des merkwürdigen Mädchens vor Mandy auf und sie dachte über die unfreiwillige Begegnung nach. Wer war sie? Was war sie? Angekommen in der Siedlung wurde Mandy in ihr Zimmer gebracht. Sie konnte noch hören wie ihr Vater seufzte und ging.

Ayani schüttelte den Kopf. "Nein." sagte sie. "Aber... das tut ja eigentlich nichts zur Sache... mich würde es eher interessieren, was du hier machst..." sagte sie leise. "Nya... ich soll den Boten spielen, damit du hierbleiben kannst." antwortete der ältere.

Mandy zerbrach sich den ganzen Abend den Kopf darüber, wer das Mädchen denn sei. Doch sie kam zu keiner plausiblen Lösung. Nicht einmal ein Spaziergang durch ihr großes Zimmer konnte sie auf andere Gedanken bringen oder ihr die brillante Lösung vor die Füße legen.

"Okay." sagte Ayani sachlich. "Es gibt nur ein Problem... ein Mädchen dort hat mich gesehen... ich glaube zwar nicht, dass sie irgendetwas sagen würde, aber... dennoch... wir müssen sehr vorsichtig sein."

"Mandy.", zischte da jemand. Die Angesprochene beugte sich aus dem Fenster. Vor dem modernen Haus entdeckte sie Simon. "Wie du siehst bin ich da.", gab sie kühl zurück. Sie hatte keine Nerven sich mit Simon zu unterhalten und schloss das Fenster, nachdem sie sich demonstrativ weg gedreht hatte. Doch genau wegen Simons 'Gruß' kam Mandy die blendende Idee. Sie brauchte nur eine klappbare Leiter!

Ayani schlich unterdessen ums Dorf. Sie wollte wissen, warum die Leute hier waren... warum sie sie nicht jagten. Sie wusste, dass das Mädchen mit dem kaputten Arm die Antwort wusste. Sie musste sie nur finden.

(übrigens... ich hab das Bild hochgeladen... ist nur was groß...)

Wie ein aufgescheuchtes Huhn suchte Mandy verzweifelt nach einer Leiter. Sie konnte überall stecken, denn sie waren kaum größer als ein altmodisches Handy. Und wir reden hier von den Sony Erricson, die wir in unserer Zeit als modern betrachten. Schließlich fand Mandy eine Leiter unter einem Stapel voller Bücher.

Ayani sah sich aufmerksam um. Schließlich sah sie einen Jungen vor einem Fenster stehen. "Was passiert da?" murmelte sie für sich. Ihre Ohren zuckten nach vorne. Sie war nervös. Wenn sie sie hier entdeckten, hatte sie ein Problem.

Simon seufzte frustriert und machte eine Kertwendung. Er sah noch einmal, über der Schulter, zum Fenster hinauf und konnte Mandys Silhoette erkennen, ging schließlich wieder.
Unterdessen in Mandys Zimmer wartete das Mädchen darauf, dass Simon ging und öffnete dann das Fenster.

Ayani glitt lautlos aus dem Wald. Sie würde es sofort hören, wenn jemand anders kam. Diese Leute waren so laut... dagegen war sogar ihr Bruder leise. Sie sah nach oben, zu dem fremden Mädchen.

Das kleine Ding hatte zwei Halterungen. Diese machte sie an der äußeren Fensterbank fest und drückte auf einen unscheinbaren Knopf. Das schwarze Kästchen sprang lautlos auf und nur nach wenigen Sekunden reichte eine Leiter vom Fenster bis zum Boden.

Ayani sprang entsetzt zurück. Sie keuchte auf. "Was ist das?" fragte sie entsetzt und starrte auf das Ding, das auf einmal eine Leiter war, wie auf eine Giftschlange, die jeden Moment zubiss.

Mandy hatte nichts gehört. Sie kletterte geschickt aus dem Fenster und hielt sich an den Sprossen fest. Als hätte sie es lange geübt, kam sie schnell unten an und drückte wieder einmal einen Knopf. Jetzt zog sich die Leiter zusammen und war wieder das kleine Kästchen.

Ayani schluckte. Sie hatte Angst. Wenn das Mädchen sich umdrehte und fünf Meter weiter laufen würde, würde sie genau in sie hineinlaufen. Ayani hielt den Atem an.

Das Mädchen nahm die Leiter und steckte sie in ihre Hosentasche. Sie drehte sich um und lief in den Wald. Sie wollte unbedingt wissen wer und besonders was das Wesen war, das sie gesehen hatte. Doch bevor sie in die Dunkelheit eintauchen konnte, stieß sie gegen jemanden. "Simon.", keuchte Mandy. "Kannst du mich nicht mal in Ruhe lassen?" Doch es war nicht Simon.

"Autsch." fluchte Ayani verhalten. "Kannst du nicht aufpassen, wohin du gehst?" fauchte sie. Sie trat einen Schritt zur Seite. Ein leises Lachen ertönte hinter ihr. "Das also ist die berühmte Spionin?" fragte ihr Bruder kichernd. "Klappe, Ayashi." knurrte Ayani missgelaunt. "Schon gut, Schwesterchen." sagte Ayashi beruhigend und hob die Hände. "Sie hat uns eh gesehen. Daran können wir jetzt nichts mehr ändern. Aber ich wüsste doch gerne, wie sie heißt und was sie hier macht."

"Heilige Scheiße.", raunte Mandy und wich einige Schritte nach hinten. Es gab mehr von diesen Mutanten?! Sie überlegte sich, wie sie sich aus dieser misslichen Lage befreien wollte. Denn bestimmt waren diese beiden Wesen ganz und gar nicht friedlich.

Ayashi lehnte sich entspannt gegen einen Baumstamm und pustete sich das Pony aus den Augen. "Was willst du hier, Jägerin?" fragte er "Haben wir euch nicht schon genug Land überlassen?" Ayani bewunderte ihren Bruder insgeheim für seine Gelassenheit.

"Jägerin?" Angewurzelt blieb Mandy stehen. "Ich bin keine Jägerin!" Empört über diese Aussage, da sie leidenschaftliche Vegetarierin ist, schnaufte sie. Nie im Traum würde es Mandy einfallen, ein Tier absichtlich zu verletzen oder gar zu töten.

"Ach nein?" fragte Ayani schnippisch. "Und wie kommt es dann, dass Leute wie du uns gejagt haben... und uns vertrieben haben aus unserer einstigen Heimat?" fragte sie zornig.

"Moment Mal, Katzentyp!" Zu ihrer eigenen Überraschung ging sie näher an den Jungen heran. Wenn er sie angreifen würde, hätte sie zur Not die Leiter gegriffen und sie ihm um die Ohren gehauen. "Verurteile mich nicht, nach meiner Rasse! Außerdem habe ich keine Ahnung wovon du sprichst, Pussy!" Ihr großer Bruder wäre in diesem Moment stolz auf sie gewesen.

Ayashi fauchte zornig und trat aus dem Schatten hinaus. Nun konnte man erkennen, dass er eine Narbe auf der Wange hatte... wie von einem Streifschuss. "Du hast keine Ahnung?" seine gelben Augen blitzten wütend.

Kurz eingeschüchtert von den animalischen Gesten ging Mandy einen Schritt zurück, sah dem Jungen dennoch in die Augen und stemmte die Hände in die Hüften. "Ich habe Ahnung wie ich eine Pizza in den Ofen schiebe und wie ich ein Katzenklo säubern kann, aber nicht wovon du sprichst."

Die mögen sich ja wirklich .... *sveety hat eine Idee* Ich wette du kannst sie erraten ;3