Weit, weit weg

Dagegen hatte Mandy einen Albtraum. Sie stand in der Siedlung, alleine nur ihr Vater war dort. Eine Waffe wurde auf sie gerichtet und bevor sie etwas tun konnte, spürte sie wie ein Stück Metall in ihren Körper drang. Sie wachte fauchend auf. Es war morgen.

Ayani schlief immer noch. Sie hatte den Mund leicht geöffnet und eine Hand baumelte über die Bettkante.

Mandy schüttelte beunruhigt den Kopf. Hoffen wir, dass es nicht so kommt. Sie hatte ihre menschliche Form angenommen und streckte ihre Arme.

Langsam wachte Ayani auch auf. "Morgen..." murmelte sie schläfrig und setzte sich auf.

"Morgen, Ayani.", sagte sie.

Ayanis Ohren drehten sich kurz zu ihr. dann stand sie auf. "Wir werden sicher bald aufbrechen." sagte sie.

Mandy nickte, streckte sich noch einmal und berührte ihr Bein. Es ist sehr schnell geheilt. "Nicht einmal die Ärzte auf der Erde leisten so gute Arbeit."

"Vielleicht." sagte Ayani nur. "Ich kenne die Ärzte dort schließlich nicht." Sie grinste kurz und ging dann mit Mandy zusammen hinaus. Dort wartete schon Ayashi. "Ich wollte euch nur Glück wünschen" sagte er, küsste Mandy auf die Lippen, Ayani auf die Stirn und verschwand im Gebüsch, wobei die beiden Mädchen völlig sicher sein konnten, dass er sich in eine große Katze verwandeln würde.

Mandy lächelte selig, bevor sie wieder auf den Boden der Tatsachen gezogen wurde.

"Kommt!" Der älteste wartete bereits auf sie. Bei ihm standen eine Reihe ausgewählter Krieger und Kriegerinnen, auch wenn sie in ihrer halbmenschlichen Form gar nicht kriegerisch aussahen.

Mandy nahm Ayanis Hand und ging zu dem Ältesten.

Ayani drückte die Hand leicht. "Gehen wir." sagte der Älteste und ging voraus zur Siedlung der Menschen.

Mandy wechselte einen Blick mit Ayani. Ihr war es klar anzumerken, dass sie nervös war.

"Schht..." machte Ayani, um sich selbst und auch Mandy zu beruhigen. "Wenn wir ausrasten, haben wir nichts gewonnen." flüsterte sie Mandy zu. "Alles, was wir tun können, ist unsere Gefühle im Zaum zu halten!" Sie gingen durch den Wald.

"Leichter gesagt, als getan.", murmelte Mandy. Sie folgte den anderen. Die Krieger warfen belustigte Blicke zu dem Mädchen. Wollt ihr ein Foto von mir?

"Ich weiß." antwortete Ayani. Sie fauchte die Krieger an. "Ihr habt auch zugestimmt!"

Mandy war gerührt, dass Ayani sie sozusagen verteidigte. Nicht lange und sie waren an der Stelle, an der der Wald endete und die Siedlung begann.

Ayani schluckte. "Ganz ruhig." murmelte sie, um etwas zu tun zu haben.

Der Älteste trat vor und forderte mit lauter Stimme den Sprecher der Siedlung zu sich.

Das war wohl Mandys Vater und sein Kollege, der zugleich auch Simons Vater war. "Wer verlangt nach uns?", fragte einer der beiden. Mandy sah zu Boden. Auf einmal war ihr die Pflege ihrer Schuhe ungemein wichtig.

"Wir!" Der Älteste trat ungemein stolz auf. Ayani sah auf. Sie trug keine Schuhe, war immer barfuß unterwegs, wie die anderen auch. "Da wir gehört haben, dass von euresgleichen noch mehr kommen sollen, fordern wir eine Unterredung!"

Herr Touid runzelte die Stirn über diese Gestalten. Er sah Mandy nicht. Noch nicht. Dann setzte er wieder eine kalte Miene auf. "Ich sehe es nicht für Nötig."
Mandy heftete ihren Blick auf die Spitze ihrer Retro-Chucks. Sie wurden schon lange nicht mehr hergestellt.

Ayani wurde zornig. Glücklicherweise nicht zornig genug, um die orange-rote Katze zu werden. Sie trat vor und sah Herrn Touid mit funkelnden Augen an. "Und warum nicht?" fragte sie. "Weil sie es nicht für nötig halten, mit einem primitiven Volk wie uns zu kooperieren?" fragte sie. Der Älteste sah sie lächelnd an. "Sie spricht mir aus der Seele." sagte er und erwiderte nun den Kalten Blick.

Ayani hat Mandy mit nach Vorne gezogen. Sie konnte nichts gegen die ungeheure Kraft tun. Mandys Vater sah geschockt zu seiner Tochter. Dann aber verhärtete sich seine Miene und er sah zu dem Ältesten. "Euer Volk ist so primitiv, dass ihr schon unschuldige Kinder entführt."

"Ach nein?" fragte Ayani zornig. "Wie wäre es, wenn Sie die Meinung des Kindes hörten, Sire! Wir haben ihr sehr wohl die Möglichkeit gegeben, zurückzugehen."

"Ich zweifle nicht daran, das dieses Mädchen, gezwungen wurde.", sagte er kalt. Mandy sah nun endlich auf. "Dieses Mädchen ist verdammt noch mal deine Tochter!", schrie sie. "Und sie hat sehr wohl selbst entschieden!"