Weit, weit weg

"Ich weiß.", keuchte sie. Fiel hin und blieb liegen.

Ayani verwandelte sich endlich zurück. "Versuche, dich zurück zu verwandeln." befahl sie. "Ich muss dein Bein schienen, bis wir zur Heilerin kommen."

Mandy schloss die Augen. Versuchte sie daran zu erinnern, wie es war keine vier Pfoten zu besitzen. Sie bemerkte gar nicht, wie ihr Körper wieder der eines Mädchens wurde.

Ayani nickte grimmig. "Gut." sagte sie. "Jetzt kann ich dein Bein schienen." Sie nahm äste, brach sie zurecht und band sie mit zähen Pflanzenfasern an Mandys Bein fest. "Komm, stütz dich auf mich. Wir müssen hier weg."

Mandy öffnete die Augen und stützte sich an Ayani ab. "Sie müssen weg hier.", murmelte sie und in ihren Augen flackerte Wut und Enttäuschung.

Ayani lachte leise. "Sie?" fragte sie jedoch nur, während sie Mandy halb trug, halb stützte und zum Lager begleitete.

"Ich jedenfalls nicht.", meinte Mandy bloß mit einem Grinsen.

"Du trägst einen ihrer Namen." sagte Ayani nur. Sie kamen im Dorf an. Sofort brachte sie sie zur Heilerin.

"Ich kann mich ja schlecht umtaufen lassen.", sagte sie.

"Was ist das, eine Taufe?" fragte Ayani. In dem Moment kam Ayashi hereingestürmt. "Mandy ist verletzt?" fragte er aufgeregt. Ayani kicherte leise. "Oh..." Ayashi errötete. "Keine Angst... ich gehe ja schon." grinste Ayani und war dann aus der Hütte gegangen.

Mandy wollte Ayani sagen, dass sie hier bleiben könnte, aber da war ihre Freundin schon weg. "Es ist halb so schlimm. Ich bin nur auf den Boden.. ähh.. gefallen.", beruhigte sie Ayashi.

"Gefallen? Oder gefallen worden?" fragte Ayashi skeptisch. Dann beugte er sich über Mandy und küsste sie sanft auf die Lippen. "Entschuldige." flüsterte er mit rauher Stimme. "Aber seit ich dich heute morgen so, wie du jetzt bist, gesehen habe, habe ich mich in dich verliebt."

Damit hätte sie nicht gerechnet. Was erwiderte man auf so ein Geständnis? Am besten nichts, entschied Mandy und streckte sich, so weit es mit dem verletzten Bein ging, hoch und drückte ihre Lippen sanft auf seine.

Ayashi lächelte in den Kuss hinein und streichelte ihre Haare. Dann sprang er zurück, denn seine Gefühle überwältigten ihn. Seine Konturen verschwammen. Schließlich saß er als der große, getigerte Kater da, der seine zweite Gestalt war. Er wirkte friedlich, als er langsam auf Mandy zukam und seinen Kopf sanft auf ihr gesundes Bein legte.

"Ach wie süß.", schnurrte Mandy und kraulte der Katze hinter den Ohren. Sie strich Ayashi sanft über den Kopf und lächelte. Bevor sie etwas sagen konnte, verschwammen auch ihre Konturen und sie schüttelte als weiße Katze verblüfft ihren Kopf.

[ich würde sagen, die Katzen sind etwas zu groß, um sie einfach auf die Arme zu nehmen... stell dir einen Geparden oder so etwas vor...]

Ayashi schnurrte und leckte Mandy über den Kopf. "Hat dir Ayani nicht erzählt, was passiert, wenn wir uns verlieben?" fragte er belustigt.

[geändert ^^]

"Doch, hat sie.", miaute Mandy und schmiegte sich an Ayashi. Ihre Stimme ging unter dem Schnurren unter.

Ayashi sah aus der Tür hinaus. Er wirkte besorgt. "Ich sollte bald einmal nach Ayani sehen." meinte er leise. Dann wandte er sich wieder Mandy zu. "Tut dein Bein nicht weh?" fragte er sanft und begann, wie Ayani vorhin, sie abzuschlecken.

"Jetzt nicht mehr.", erwiderte sie und schnurrte unter den Berührungen. Sie sah ebenfalls nach draußen, nickte dann.

"Ayani wird sich wahrscheinlich wieder ihrer Einsamkeit bewusst werden... das lässt sie dumme Dinge tun." sagte Ayashi besorgt.

Ayani tat tatsächlich dumme Dinge. Sie war zurück zum Lager der Menschen gelaufen. Dort saß sie auf einem Baum am Waldrand und beobachtete die Jungen in ihrem Alter. Ein sehnsüchtiger Seufzer glitt über ihre Lippen. Bei ihr gab es keine Jungen in ihrem Alter außer ihrem Bruder.

"Ich komm später nach, wenn die Heilerin mein Bein.. ähh. irgendwas damit gemacht hat." Sie hörte schon die Schritte der jungen Frau.

Ayashi nickte. Er verabschiedete sich und huschte aus der Hütte hinaus. Dann folgte er der Spur seiner Schwester und setzte sich, als er sie gefunden hatte, schweigend neben sie. Erst da konnte er sich wieder zurückverwandeln. "Warum bist du hierhin gekommen?" fragte er leise. "Hier gibt es junge Männer." antwortete Ayani. "aber alle sind nur wichtigtuerisch und selbstsüchtig."

Es war etwas anstrengender sich wieder zurück zu verwandeln. Die Heilerin lächelte sie freundlich an und bat sie, das Kleid hochzukrempeln. Mandy tat wie ihr befohlen und ließ die Prozedur, zähnebeißend über sich ergehen. Danach aber tat das Bein nicht mehr weh. "Danke." Mandy verließ die Hütte, konnte die Spur aber nicht deutlich wahrnehmen, weil die Salbe, die ihr die Heilerin auf das Bein getan hatte, ihre Nase vernebelt.

Ayashi legte einen Arm um die Schultern seiner Schwester. "Ich habe eine Gefährtin gefunden, du wirst auch einen Gefährten finden." sprach er ihr Mut zu.

Frustriert, weil ihre Nase sie in Stich gelassen hat, ließ sich Mandy auf einer Bank am Rand des Dorfes nieder.