Weit, weit weg

"Hm?" Ayashi schlug die Augen auf. "Wassn los?" murmelte er gähnend.

"Steh auf. Wir müssen weg.", sagte ich drängend.

"Hm...?" Ayashi richtete sich mühsam auf. "Warum denn das?" fragte er. Dann fiel sein Blick auf mich und er weitete erstaunt die Augen. "Oh." hauchte er. "Verständlich."

"Komm." Ich ergriff seine Hand und zog ihn aus dem Bett.

Ayashi folgte ihr. Ich selbst war schon vorausgeeilt. Ich hatte das Gefühl, als würde ich es am ehesten schaffen, die Wachen auszuschalten.

Ich lief ihr hinterher, zog Ayashi hinter mir her, achtete darauf, dass er mit mir Schritt halten konnte.

Ayashi taumelte leicht im laufen. Er war erschöpft. "Warte... geht ohne mich..." keuchte er. "Ich halte euch nur auf..."

"Ich gehe ganz bestimmt nicht ohne dich.", sagte ich und mir kam alles wie eine Szene aus einem alten Film vor.

"Ach ja?" fragte Ayashi zornig. "Ich will aber nicht, dass du hier gefangen bleibst. Ich merke doch, wie du leidest!" Hach, wie dramatisch. Ich packte meinen Bruder kurzerhand und hob ihn hoch. "Dann trage ich dich halt." knurrte ich und schritt weiter aus.

"Das ist auch eine Lösung.", sagte ich und lief neben Ayani her.

Ich nickte. "Die beste für meinen übersensiblen Bruder." knurrte ich.

Ich warf einen grinsenden Blick zu den Geschwistern. So hatten wir, Tobias und Ich, uns auch mal benommen. Natürlich sind wir nicht vor Soldaten geflohen, aber wir hatten eine gute Geschwisterbeziehung. Wann hat sich das geändert?

Ayashi griff nach meinem Ohr und zog daran. "Wenn ich dich nicht gesucht hätte, wäre ich nicht so übersensibel geworden." meinte er lachend.

Während ich versuchte diese Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen, musste ich auch noch aufpassen, dass ich über keinen Gegenstand stolperte.

Ayashi zuckte mit den Schultern. "Was passiert ist, ist passiert... wir müssen weg hier. Noch können sie uns -mich- einholen"

Ich nickte nur. "Für dich müssen wir uns noch etwas einfallen lassen." grinste ich. "Aber... das schaffen wir auch noch."

kurz vor dem Dorf brach Ayani zu Boden. Der Goldschimmer wich von ihr und sie wurde wieder normal. nur noch eine Stimme war zu hören. "Du hast mir geholfen, zu entkommen... dies war meine gegenleistung. Nun, da ich wieder frei bin... es wird sich einiges ändern." und damit war die stimme verschwunden. Ayani setzte sich auf und errötete. "Oh... verzeiht..." murmelte sie, da sie vollständig nackt war. Sie kauerte sich hin, den Schweif um die Fußknöchel gewickelt, nervös mit den Ohren zuckend, um ihre Blöße zu verbergen.

Ayani lächelte leicht. "Danke." flüsterte sie immer noch rot. "Aber ich denke, ich brauche sie nicht." Sie schloss die Augen. Und wenig später war sie die große rote Raubkatze. Ein zufriedenes, grollendes Schnurren kam aus ihrer Kehle.

Ayashi hob erstaunt die Augenbraue. "Interessant... was du alles schaffst... du bist schon wieder der Schatten in Person... während ich ein solch tapsiger Tollpatsch geworden bin... schlimmer als Elune es am Anfang war."

Ich fiel in einen leichten Trott, sprang über Stock und Stein. Es war herrlich, die Muskeln und sehnen unter der Haut in der wilden Bewegung zu spüren. Ich warf einen kurzen Blick auf meinen Bruder. Sehnsüchtig sah er uns andere an. Ich wusste, er hasste es, zur Last zu fallen. Langsam wurde ich schneller, bis ich schließlich alleine war und ins Dorf preschte, in meine Hütte, zu meiner Kleidung.

In der Menschensiedlung landete ein kleines Shuttle. Die Verbindung zu den anderen Kolonien. Ein Mädchen sprang heraus.

Ich zog mich in meiner Hütte, als ich mich wieder zurück verwandelt hatte, an und schaute hinaus. Dort waren alle zusammen gelaufen. Ich hatte jedoch keine Lust, mich dazu zu gesellen und stahl mich lautlos aus dem Fenster davon. Immer noch hatte ich das Gefühl, dass das Leid, das in der letzen Zeit geschehen war, meine Schuld war. Dieses Mal achtete ich jedoch auf meine Schritte und lief nur bis zu dem Teich mit den Blubberquallen.

Akana zog sich etwas zurück. Es war schon ohnehin eng in der "Katzenmenge", weswegen er sich durch die Körper zwängte und das Geschehen von Außen beobachtete. Zwar gab es nicht viel zu sehen, da Elune und Ayashi von Rücken verdeckt worden, aber trotzdem blieb der Junge. Erst als er bemerkte, dass Ayani in der Menge fehlte, wunderte er sich etwas und ging von der Versammlung fort - direkt auf ihre Hütte zu.
Er klopfte. Wartete. Doch niemand machte auf, weswegen er vorsichtig durch ein dreckiges Fenster hindurchschaute. Aber niemand schien im Inneren zu sein.


Ich fühlte mich überfallen von all den Leuten um mich herum und bekam kaum noch Luft. Mein Raum war begrenzt und ich schwankte, als ein kleines Mädchen mit blauen Zöpfen meine Beine umfasste. Ich war wirklich froh, dass ich wieder hier war und unter den Füßen spüren konnte, wie der Wald pulsierte. Aber diese ganze Zuneigung warf mich glatt um.
Ich ruderte mit den Armen, als ich drohte zu fallen und konnte gerade noch ein Stück Stoff erfassen. Es war das T-Shirt, das Ayashi trug. Meine Hände gruben sich hinein, als wäre es die letzte Hoffnung einen schmerzhaften Aufprall zu vermeiden.